Empfangsbereiche
einladend beleuchten
Wie eigentlich in jedem Artikel über Lichtplanung und Lichtgestaltung ist es meist einfacher über ein bestimmtes Objekt oder eine real bestehende Räumlichkeit zu schreiben. Denn jede Aussage über die Lichtplanung muss sich ohne einen Bezug oder eine direkte Interaktion mit bestehenden Bedingungen praktisch auf Allgemeinplätze beschränken.
Lichtplanung für Empfangsbereiche
Es gibt eine Vielzahl Regeln, Kenntnisse und Erfahrungswerte im Umgang mit Licht, die sich allerdings immer erst in der jeweiligen Situation sinnvoll miteinander verknüpfen können. Es kann daher sogar passieren, dass ein Leser dieses Artikels höchst verwundert vor einer realen Beleuchtungssituation steht, die fast gar nichts mit den allgemeingültigen Hinweisen aus dieser Lektüre zu tun zu haben scheint. Aber wenn man die Situation dann im Einzelnen untersucht und interpretiert, findet man schnell heraus, dass diese Gestaltung eben doch den Ansprüchen an eine gute Beleuchtung entspricht, weil die individuellen Faktoren und Ansprüche ein Umdenken nötig gemacht haben.
Die Aufgaben der Beleuchtung im Empfangsbereich
Für die einladende Beleuchtung eines Empfangsbereichs gilt das in einem gewissen Maß ebenfalls. Fassen wir also die generellen Anforderungen an das Licht in Empfangsbereichen und die Beleuchtung für das Foyer so zusammen, dass wir daraus auf einzelne und individuelle Situationen schlussfolgern können. Empfang heißt in jedem Gebäude und für fast jeden Zweck zunächst einmal die Begrüßung von Gästen oder Besuchern. Empfang ist meist mit dem Betreten eines Hauses oder zumindest eines ansonsten eigenständigen Bereichs verbunden. Der Besucher kommt von außen in eine neue Umgebung herein, in der er oder sie sich häufig nicht auskennt. In den meisten Fällen soll also die Gestaltung des Empfangs die damit verbundene Unsicherheit nehmen und möglichst schnell Klarheit über die in diesem räumlichen Kontext geltenden Regeln und Möglichkeiten schaffen. Am besten geschieht dies auf eine Weise, die den Besucher in eine angenehme Stimmung versetzt und zugleich die entscheidenden Informationen ohne größeres Nachdenken oder Umschauen vermittelt. Dabei spielt nicht nur die entsprechende Innenarchitektur, sondern natürlich auch die Lichtgestaltung eine entscheidende Rolle.
Vom Außen ins Innere
Aus der Psychologie wissen wir um die instinktive Furcht oder Achtsamkeit, die Menschen wie Tiere beim Betreten einer unbekannten Höhle empfinden. Daher zögern wir auch heute noch, wenn wir aus einer hellen Umgebung in einen dunklen Bereich eintreten sollen. Erinnern Sie sich einfach an das letzte Mal, das Sie zu spät zu einer Kinoveranstaltung kamen. Aus genau diesem Grund sind Eingangsbereiche meist taghell erleuchtet, um diese Schwellenangst gar nicht erst entstehen zu lassen, jedenfalls tagsüber. Sobald aber die Dämmerung oder Dunkelheit hereinbricht, sollte sich auch die Beleuchtung des Foyers und des Empfangsbereichs ändern. Einerseits tritt sonst der umgekehrte Effekt ein, andererseits könnte ein Besucher sich auch vom Licht geblendet fühlen und zumindest auf den ersten Metern die Orientierung verlieren. Damit steht schon einmal fest, dass wir für den Empfangsbereich eine variierbare Beleuchtung benötigen, die sich entweder über die Änderung der Lichtstärke und Lichtfärbung ausdrückt oder sich vielleicht auch in Kombination damit verschiedener Beleuchtungsformen bedient, die hinzu- oder abgeschaltet werden können. So kann bei Dunkelheit die Beleuchtungsintensität zwischen Eingang und eigentlichem Empfangsbereich stufenlos zunehmen, um die Adaption des Besuchers an die Lichtbedingungen zu erleichtern. Die Bedingung der Blendfreiheit gilt natürlich für die Wahl und Positionierung aller Leuchten. Moderne LED-Beleuchtung steht auch für die Beleuchtung eines Foyers und anderer großer Räume völlig blendfrei zur Verfügung. Großformatige Pendelleuchten oder Deckenleuchten erzeugen über den Einsatz von Mikroprismen und anderen Möglichkeiten ein Licht, das eine fast völlige Gleichmäßigkeit der Lichtstärke im Raum herstellt. Sobald der Besucher sich nicht mehr nach der betreffenden Lichtquelle umschaut oder sie bewusst wahrnimmt, erlebt er das Licht nicht nur blendfrei, sondern auch als fast völlig natürlich.
Im richtigen Licht empfangen werden
In vielen Fällen wird es in einem Empfangsbereich auch so etwas wie einen dazugehörigen Empfang geben. Abgesehen von großen Veranstaltungsräumen oder Foyers soll der Besucher am Empfang begrüßt werden oder auch notwendige Formalitäten erledigen. Der Empfang muss also auch lichttechnisch nicht nur sofort ins Auge fallen, sondern auch durch eine spezielle Beleuchtung in die verschiedenen Aufgabenbereiche unterteilt werden und für jeden Aufgabenbereich ein passendes Arbeitslicht zur Verfügung stellen. Das kann durch die Anbringung von Lichtelementen am Empfang selbst erreicht werden oder wird gerne auch mit Downlights oder Strahlern realisiert. Falls der Empfang nicht mittig im Raum, sondern z.B. an einem Raumteiler oder einer Wand positioniert ist, lassen sich auch hier angemessene Beleuchtungseffekte wie ein Logo oder passende Schriftzüge installieren. Dabei ist klar, dass jede dieser Beleuchtungsformen ohne Schattenwurf oder gar Blendung gestaltet wird.
Wohin führt mich das Licht von hier?
Nach dem Empfang des Besuchers mit allen Formalitäten stehen jetzt üblicherweise verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Weiterführende Türen, Gänge und Treppen sollen keinesfalls im Dunkeln liegen, sondern ihrem Zweck entsprechend beleuchtet sein. Gerade auf der Treppe oder für Gänge benötigt es eine Orientierungsbeleuchtung, die genauso dem Schutz aller Besucher dient. Hier kommen z.B. beleuchtete Bodenleisten in Frage oder auch indirekt beleuchtete Hinweisschilder. Sitzecken dagegen werden durch eine Art Inselbeleuchtung hervorgehoben, die je nach Zweck der ganzen Anlage auch mit Tischleuchten und Stehleuchten akzentuiert werden können. Die richtige Lichttemperatur sorgt hier mit einem warmweißen Licht für eine freundliche und ansprechende Gesichtswahrnehmung und unterstützt das Lesen genau wie eine mögliche Unterhaltung. Es ist fast unnötig zu erwähnen, dass es für viele der Beleuchtungsformen auch entsprechende Vorschriften und Normen gibt, die natürlich immer beachtet sein wollen.
Licht-Akzente, die sich zu einer Gesamtaussage formen
Überhaupt die Akzentuierung. Wir haben bisher zwar einen übersichtlichen und freundlichen Empfangsbereich geschaffen, der aber in dieser Form auch ziemlich langweilig wirken kann. Seien es Bilder an den Wänden, kleine Vitrinen oder andere Abwechslungen – für sie gilt es in der Kombination aus horizontaler und vertikaler Beleuchtung eigene Akzente zu setzen, die den Raum mit Leben und Stil füllen. Hierzu eignen sich auch mobile Strahler, die an Stromschienen oder anderweitig mobil gestaltet werden. In jedem Fall aber ist es immer die Kombination der verschiedenen Lichtquellen, die in Verbindung mit ihrer jeweiligen Funktion ein Ganzes ergeben. Dieses Ganze kann und sollte ebenso gründlich geplant und überdacht werden, wie alle Teilelemente in ihrer jeweiligen Ausrichtung. Die Grundaussage, die sich aus dem Eindruck dieses „Ganzen“ ergibt, kann sich zum Beispiel an der Corporate Identity einer größeren Firma orientieren. In einer Arztpraxis geht es eher um den Eindruck einer freundlichen Hygiene und möglichen Gesundung. Der Empfangsbereich einer Klinik wird sich vor allem an der schnellen und fehlerfreien Funktion ausrichten, während die Beleuchtung des Foyers im Grand Hotel oder in der Weltfirma auch beeindruckende repräsentative Zwecke verfolgen wird. In diesem kurzen Abriss über einladend beleuchtete Empfangsbereiche steckt auch in gewissem Sinne der Versuch, die Arbeit an der Lichtplanung näher zu beleuchten. Es ist immer einerseits die Verknüpfung aller nötigen einzelnen Licht-Elemente zu einem Ganzen wie auch die Wahl einzelner Elemente aufgrund der Anforderungen, die sich aus der angestrebten Gesamtaussage für den Empfangsbereich ergeben.