Als Leuchtenhersteller sind wir häufig an Projekten in sozialen Einrichtungen und Einrichtungen des Gesundheitswesens beteiligt.
Pflegeheime und Altenheime
richtig Beleuchten
Die Alterspyramide in Deutschland hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich in Richtung einer höheren Lebenserwartung gewandelt. Diese Entwicklung wird sich noch weiter verstärken und beschleunigen. Das ist Grund genug, bei der Planung von Beleuchtung generell die geänderten Bedürfnisse bei den verschiedenen Sehaufgaben der älteren Generation zu berücksichtigen. Doch damit einher geht ebenfalls ein starker Anstieg bei der Pflegebedürftigkeit in verschiedenen Stufen, die oft in Pflege- oder Seniorenheimen festgestellt wird.
Aspekte für die Beleuchtungsplanung
Die Planung der Beleuchtung in Pflegeheimen kann sich zwar in vielen Punkten an ähnlichen Bedingungen in Krankenhäusern ausrichten. Jedoch gibt es einige wesentliche Unterschiede, die sich einerseits in einer längeren Aufenthaltsdauer und andererseits in dem altersbedingten Nachlassen der Sehfähigkeit ausdrücken. Der folgende Beitrag behandelt einige der wichtigsten Aspekte für die Beleuchtungsplanung im Pflegeheim.
- Der demografische Wandel
- Ansprüche auf die Lebensqualität im neuen Zuhause
- Wirtschaftliche Aspekte der LED-Beleuchtung im Pflegeheim
- Bedingungen und Anforderungen der Beleuchtung im Pflegeheim
- Richtlinien und Normen für die Beleuchtung im Pflegeheim
- Fazit für eine gute Beleuchtung im Seniorenheim
LED Beleuchtung Seniorenheim
Der demografische Wandel
im Pflegeheim
Die Gesellschaft befindet sich in einem tiefgreifenden demografischen Wandel, der besondere Herausforderungen mit sich bringt. Die Menschen leben nicht nur länger, sondern bleiben auch zunehmend über einen längeren Zeitraum gesund und leistungsfähig. Gleichzeitig bedeutet die gestiegene Lebenserwartung aber auch, dass immer mehr Menschen irgendwann auf Betreuung und Pflege angewiesen sind. In Deutschland hat sich der Altersaufbau über die Jahrzehnte hinweg drastisch verändert. Anfang des 20. Jahrhunderts bestand noch eine klassische Pyramidenstruktur, mit Kindern und Jugendlichen als stärksten Jahrgängen. Doch dieses Bild verschob sich mit der Zeit immer mehr. Während in den 90er Jahren die 30- bis 45-Jährigen die größte Altersgruppe darstellten, liegt heute das Durchschnittsalter bei 46 Jahren. Die Hälfte der Bevölkerung ist älter als 47 Jahre, im Osten Deutschlands sogar älter als 53 Jahre. Die demografische Entwicklung zeigt deutlich, dass die Altersgruppe der 45- bis 64-Jährigen aktuell am stärksten in Deutschland vertreten ist, gefolgt von einer zunehmenden Anzahl von Menschen über 65 Jahren.
Mit dem demografischen Wandel geht ein steigender Bedarf an altersgerechten Wohnformen einher. Pflegeheime, Seniorenresidenzen und andere betreute Wohnkonzepte spielen hierbei eine zentrale Rolle. Die Architektur und Ausstattung dieser Einrichtungen müssen so gestaltet werden, dass sie sowohl den physischen als auch den psychischen Bedürfnissen der Bewohner gerecht werden. Die Beleuchtung hat dabei eine entscheidende Bedeutung, da sie nicht nur für Sicherheit und Orientierung sorgt, sondern auch das Wohlbefinden der Menschen erheblich beeinflusst.
Ansprüche auf die Lebensqualität im neuen Zuhause
Die Beleuchtung von Räumen sollte sich grundsätzlich nach den Sehaufgaben richten. Was ist jedoch, wenn die Nutzer der Beleuchtung sich bereits im fortgeschrittenen Alter befinden und den Sehaufgaben nur eingeschränkt nachkommen können? Die Sehleistung der Augen lässt im Durchschnitt bereits ab dem 40. Lebensjahr nach und ist bei vielen Senioren oder pflegebedürftigen Menschen noch stärker vermindert. Dazu kommen die im höheren und höchsten Lebensalter zunehmend auftretenden Beeinträchtigungen, wie sie sich zum Beispiel aus einer Demenz ergeben. Anders als im Krankenhaus dient ein Pflegeheim oder Seniorenheim nicht nur der zeitweiligen Unterbringung während der Behandlung. Ältere Menschen wohnen hier auf Dauer und haben Anspruch auf eine anheimelnde Beleuchtung. Sie soll das Wohlbefinden heben und in ihrem Charakter an die jeweilige Tageszeit angepasst sein. Diese Faktoren stellen besondere Anforderungen an Architekten, Lichtplaner und das gesamte Lichtmanagement. Doch jede Planung muss als erstes die wirtschaftlichen Faktoren berücksichtigen.
Wirtschaftliche Aspekte der LED-Beleuchtung im Pflegeheim
Bei jeder detaillierten Lichtplanung einer öffentlichen Einrichtung steht der wirtschaftliche Faktor im Vordergrund. Ähnlich wie im Krankenhaus machen beim Betrieb eines Pflegeheims die Kosten von Licht und Beleuchtung mindestens 20% der Energiekosten aus. Diese Anforderung macht den nahezu durchgängigen Einsatz von LED-Leuchten unausweichlich. Selbst eine LED-Beleuchtung, die mit circadianer Lichtanpassung, dezentraler und programmierter Sensorsteuerung sowie einer Anpassung der Lichtstärke arbeitet, erzielt im Verhältnis zu alten Lampen und Leuchtstoffröhren mit ihren herkömmlichen Vorschaltgeräten hohe Einsparungen. Diese belaufen sich je nach Anlage auf bis zu 80%. Zudem erfüllen die modernen LED-Leuchten alle Ansprüche sowohl an die Blendfreiheit als auch an die Flimmerfreiheit und den Abstrahlwinkel. In Bezug auf die Möglichkeiten manuell zu regelnder oder programmierbarer Abläufe und Lichtszenarien stellen sie alle bisherigen Formen der Beleuchtung in den Schatten. Für das jeweilige Design der Leuchten ergibt sich eine Vielzahl an Möglichkeiten, die für jeden Geschmack passend gestaltet werden können.
Bedingungen und Anforderungen
der Beleuchtung im Pflegeheim
Altersbedingte Änderungen der Sehfähigkeit
Die visuelle Leistung des menschlichen Auges, insbesondere die Sehschärfe, nimmt mit zunehmendem Alter ab, was zu einem erhöhten Lichtbedarf führt. Dies hat verschiedene Ursachen. So verhärtet sich mit zunehmendem Alter die Augenlinse, wodurch der Ziliarmuskel die Brechkraft der Linse nicht mehr ausreichend verändern kann. Dies erzeugt die Altersweitsichtigkeit (Presbyopie). Die Zeit, die benötigt wird, um die Schärfe von nah auf fern einzustellen, verdoppelt sich schon bei einem 40-Jährigen im Vergleich zu einem 20-Jährigen, das gilt noch verstärkt für ältere Menschen.
Ebenso verschlechtert sich häufig der Transmissionsgrad der Linse durch eine Linsentrübung. Dies führt zu Streulicht und einem „verschwommenen“ Netzhautbild mit unscharfen Konturen und Kontrasten. Ein älterer Mensch hat außerdem eine deutlich geringere Empfindlichkeit für blaues Licht, was die Steuerung des Melatonin-Spiegels negativ beeinflusst.
Im Alter verengt sich das Gesichtsfeld. Bei jungen Menschen beträgt die horizontale Ausdehnung etwa 60°, bei älteren Personen nur etwa 40°. Dies beeinträchtigt die periphere Wahrnehmung, was bei der Anordnung von Hinweisschildern berücksichtigt werden muss. Zusätzlich zu den altersbedingten Veränderungen können krankheitsbedingte Sehschwächen auftreten, die die Sehleistung zusätzlich verringern.
Konsequenzen für die Lichtplanung
80-jährige Menschen in der Pflege benötigen oft eine bis zu zehnmal so hohe Lichtstärke für die gleiche Sehleistung. Die Blendempfindlichkeit nimmt ebenso zu, wie die Anpassung an grelles Licht und die Sehschärfe nachlässt. Die Wahrnehmung der Farben ist vermindert, und die Tiefenwahrnehmung ist eingeschränkt. All dies hat Auswirkungen auf die Bewegungsmöglichkeiten der Bewohner sowohl im eigenen Zimmer als auch auf den Fluren und in den Gemeinschaftsräumen. Das Nachlassen der Wahrnehmung der blauen Anteile im Licht kann zu einer Verschiebung des biologischen Rhythmus und der Zeitwahrnehmung führen. Die Versorgung mit echtem Tageslicht ist häufig allein durch die baulichen Möglichkeiten eingeschränkt. Geringere Aktivität am Tag und Schlafstörungen in der Nacht sind die Folge, die sich speziell bei Demenz auch im bekannten ruhelosen Verhalten ausdrücken kann und manchmal zu nächtlichem Umherlaufen führt.
Indirektes Licht mit hoher Beleuchtungsstärke
Die Schattenbildung und die Spiegelungseffekte bei nachlassender Sehfähigkeit können verwirrend wirken. Das Phänomen des “überholenden Schattens” oder Spiegelungen auf dem Boden beeinträchtigen die Bewohner psychisch und verleiten zu falschen Annahmen hinsichtlich der Wegeführung. Eine nicht ausreichend bzw. blendfrei beleuchtete Fahrstuhltür oder Treppenstufen stellen dann teils gefährliche Hindernisse dar. Stürze müssen gerade bei älteren Menschen nach Möglichkeit vermieden werden. Eine lichtstarke Grundbeleuchtung sollte möglichst indirekt sowie blendungs- und schattenfrei erfolgen und wird am besten mit großflächigen Leuchten mit hoher Stärke der Beleuchtung und gut einem streuenden Licht realisiert.
Dynamisches Licht im Pflegeheim
Studien ergeben deutlich messbare Unterschiede im nächtlichen Betrieb, wenn eine circadiane Lichtsteuerung arbeitet. Human Centric Lighting ermöglicht die Wahrnehmung der Änderungen des Lichts im Tagesablauf in allen Innenräumen. Bereits nach acht Wochen lässt sich eine signifikante Reduzierung von Störungen in 75% der Nächte messen, wenn melanopisch förderliches Licht eingesetzt wird. Die Wirkweise des dynamisch gesteuerten Lichts mit erhöhten Blauanteilen am Morgen und den wärmeren rötlichen Anteilen am Abend führt außerdem zu einer deutlichen Steigerung der Kommunikation mit mehr sozialen Interaktionen und mehr Teilnahme an hauswirtschaftlichen Tätigkeiten – einer klaren Verbesserung der Lebensqualität und Gesundheit. Allein der verminderte Zeitbedarf in der Nacht stellt für das Personal eine spürbare Entlastung dar.
Die Ansprüche und Anforderungen des Personals
Einen weiteren wichtigen Faktor bilden die Ansprüche des Personals bei der Arbeit. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter benötigen für viele vorzunehmende Handlungen im Pflegebereich zeitweilig andere Lichtstärken und -farben, um hochkonzentriert, möglichst ermüdungsfrei und mit wenig Stress arbeiten zu können. Ein spezielles Licht für die Reinigung in den Fluren wird einen anderen Charakter aufweisen müssen als die Nachtbeleuchtung. Besprechungsräume und Ruhezonen sind dementsprechend unterschiedlich oder multifunktionell zu beleuchten. Die hohe Variabilität der Beleuchtung charakterisiert das moderne Lichtmanagement im Pflegeheim.
Richtlinien und Normen für die Beleuchtung im Altenheim
Gesetzgeber und Verbände haben mit Normen und Richtlinien die Anforderungen an ein barrierefreies und behindertengerechtes Wohnen auch für das Licht festgelegt. In Deutschland gelten Normen wie in der DIN EN 12464-1, der DIN SPEC 67600 und Empfehlungen wie aus der VDI-Richtlinie 6008. Die heutigen Regelungen beziehen circadian gesteuertes Licht nach dem Tagesablauf mit ein. Hier werden schon unterschiedliche Szenarien für die Tag- und Nachtbeleuchtung empfohlen, die mit veränderten Farbanteilen der inneren Uhr des Menschen nicht widersprechen.
Beleuchtungsstärke und dynamisches Licht
Die DIN 12464-1 regelt die Vorgaben für die Leuchtdichte, die Lichtstärken, die Gleichmäßigkeit, die Vermeidung von Blendung und Flimmerlicht sowie die Lichtfarbe und Ansprüche an eine hohe Farbtreue der Beleuchtung. Als Beispiel sei hier erwähnt, dass gemäß der Norm die Stärke der Beleuchtung an Wänden mindestens 75 lx und an der Decke mindestens 50 lx betragen sollte, wobei eine Gleichmäßigkeit von mindestens 0,10 erreicht werden muss. Empfohlen werden sogar doppelt so hohe Werte. Für eine effektive Kommunikation sollte bei sitzenden Personen (1,2 m über dem Boden) und stehenden Personen (1,6 m über dem Boden) eine zylindrische Beleuchtungsstärke von mindestens 150 lx mit einer Gleichmäßigkeit von mindestens 0,10 gewährleistet sein. Dies gilt bei einem Wartungswert der Beleuchtungsstärke von mindestens 500 lx.
Die SPEC 67600 ist eher auf die biologischen Auswirkungen der Beleuchtung ausgerichtet. Hier wird die Möglichkeit einer dynamischen Steuerung der Leuchten mit einbezogen, um zum Beispiel am Morgen mit einem höheren Blauanteil den Bewohner im Pflegeheim eine tägliche Synchronisierung ihrer hormonellen Balance über die Rezeptoren in den Augen anzuregen. Die jeweils empfohlenen Werte in der Beleuchtungsstärke übersteigen sogar noch die Empfehlungen für Krankenhäuser. In Augenhöhe ist eine zylindrische Beleuchtungsstärke von mindestens 400 Lux sinnvoll, die einer horizontalen Beleuchtungsstärke von mindestens 200 Lux am Boden entspricht.
Das Licht in den Zimmern
Die Zimmer der Bewohner sind mit 200 – 300 Lux am Boden so zu beleuchten, dass alle Einzelheiten klar zu erkennen sind. Stehleuchten oder Wandleuchten erlauben ein zusätzliches Licht zum Fernsehen. Ein nächtliches Orientierungslicht von zum Beispiel 100 Lux kann nach einer nächtlichen Bewegungsmeldung im Sensor stufenlos langsam angehoben werden, um die Adaption ohne Blendung zu erleichtern. Leseleuchten passen sich idealerweise per Dimmer den ganz unterschiedlichen Sehleistungen der Bewohner an. Entweder durch variable Lichtgestaltung aus den vorhandenen LED-Leuchten oder mit eigens angebrachten Bettleuchten kann die benötigte Pflege durchgeführt werden. Die Beschilderung und die gute Erkennbarkeit von Hindernissen und Wegen sollten mit farblich abgesetzten Schildern und gut ausgeleuchteten Fußmatten gesichert sein.
Fazit für eine gute Beleuchtung
im Seniorenheim
Die gesamte Planung der Beleuchtung in Pflegeheimen sollte ein angenehmes und stressfreies Wohnklima bei gleichzeitig guter Sicht ermöglichen. So fühlen sich die älteren und ganz alten Bewohner aufgehoben und sicher. Wenn mit einer dynamischen Lichtsteuerung die natürlichen Lichtverläufe über den Tag und die Nacht nachgebildet werden, wird damit nicht nur die Gesundheit und Lebensqualität erhöht, sondern auch das Personal und damit das Budget entlastet.